Auswahl

Letzten war ich mit meiner Schwester in der Stadt unterwegs, als uns beim Einkaufen etwas auffiel. Wir bummelten durch die Kinderabteilung eines schönen Geschäfts mit viel Auswahl. Meine Schwester war allerdings auf der Suche nach etwas ganz bestimmten für meinen Neffen – ein Bauernhof sollte es sein, von einer besonderen Marke. Nur leider gab es dieses Produkt dort nicht zu kaufen. Vielleicht hätte es für uns bestellt werden können, diese Überlegung kommt mir allerdings erst jetzt gerade beim Schreiben. Auch ich war auf der Suche – ich wollte unbedingt eine Strickliesel haben – so wie ich sie früher hatte. Auch die gab es vor Ort leider nicht. Natürlich kann ich noch in andere Geschäfte gehen, um dort danach zu fragen, ich habe aber nicht immer die Energie drei bis vier Läden abzuklappern bis ich zum Erfolg komme. Aber gut darum sollte es hier gar nicht gehen.

Einkaufen

Was ich mit euch teilen möchte ist etwas ganz anderes. Meine Schwester wollte den besagten Bauernhof kaufen, den es ja nun leider nicht gab. So weit so gut. Ein Gedanke der mir dabei kam und den ich natürlich direkt mit ihr geteilt habe (wir teilen eigentlich alles direkt miteinander) ist, dass wir früher ganz anders eingekauft haben. Als wir Kinder waren gab es noch keine Online-Shops bzw. wenn es sie gab dann auf keine Fall in diesem Umfang wie jetzt und schon gar nicht im Hause meiner Eltern in den 90ern. Also sind wir damals mit Mama in die Stadt und haben dort die Geschenke für unsere Freunde eingekauft, Mama hat alle Weihnachtsbesorgungen vor Ort erledigt ohne abends auf dem Sofa vom Handy aus zu bestellen – wenn ich das so schreibe werde ich ganz nostalgisch.

Zu viel Auswahl

Warum es mir in diesem Beitrag geht ist die riesige Auswahl, die uns heute entgegenschlägt sobald wir den Browser öffnen und eine bestimmt Sache als Suchbegriff eingeben. Natürlich werden und dann die dazu passenden Sachen bei dem Onlinehändler unseres Vertrauens bzw. auf den Sozialen Medien angezeigt. Uns werden dort Produkte präsentiert von denen wir gar nicht wussten, dass die überhaupt existieren. Dazu kommt, dass wir das dringende Bedürfnis verspüren diese Dinge haben zu wollen, obwohl wir fünf Minuten vorher noch nicht mal wussten, dass es sie gibt. Versteht mich nicht falsch, manchmal werden dort Sachen angezeigt, die mir wirklich Freude bereiten und wunderschön sind.

So wenn wir nun dem Impuls widerstehen und nicht direkt auf den Knopf drücken um ein neues Produkt zu kaufen, dann prüfen wir vielleicht bei unserem nächsten Stadtbummel, ob es dieses in den Geschäften vor Ort gibt. Wenn wir die Sachen dort nicht finden ist ziemlich klar, dass wir sie dann abends vom Sofa aus bestellen oder mit unter sogar direkt aus dem parkendem Auto heraus, weil wir es ja eh alles schon im Warenkorb abgespeichert haben. Ein Impuls der mir im Geschäft mit meiner Schwester kam ist folgender: Ohne das ständige Suchen im Internet und das scrollen durch die Sozialen Medien wüssten wir oftmals gar nicht was es da draußen in der unendlichen Welt des Internets alles für Produkte gibt. Erst wenn wir sie dort sehen wissen wir von ihrer Existenz und wollen es haben. Wenn wir einfach nur in die zwei, drei Kindergeschäfte bei uns in der Stadt geblieben wären und wir nicht im Internet gesucht hätten, dann wären diese paar Geschäfte unsere Welt für die Spielsachen der Kinder gewesen. Natürlich hätten wir nochmal einen Ausflug in die nächst größere Stadt machen können und wären dort vermutlich zum Ziel gekommen aber damit wäre es dann gut. Heute wissen wir aber was für eine, nicht enden wollende Welt, hinter dem Bildschirm auf uns wartet. Früher gab es das nicht. Da haben wir gekauft was es vor Ort gab bzw. in der nächst größten Stadt. Wir hatten den Kopf nicht voll mit lauter Dingen, die so schön aussehen und zum Produkt des Jahres gewählt wurden, weil sie auf höchstem Niveau die Motorik der Kleinen fördern oder uns Erwachsenen versprechen, dass wir durch ihr Produkt endlich den Stress im Alltag los werden. Ich habe manchmal die Befürchtung, dass einige Menschen, durch diese immense Auswahl immer mehr kaufen und sich dadurch endlich Glück und Zufriedenheit versprechen, den schließlich ist es ja das was uns die Hersteller auf ihren Anleitungen zusichern. Vermutlich halten dadurch auch einige Beziehungen weniger lange, ob das nun gut oder schlecht ist vermag ich nicht zu beurteilen, denn schließlich kann ich mir einige Apps runterladen um zu gucken was für nette, potenzielle Partner in meiner Nähe verfügbar sind. Mein Partner geht mir auf den Keks? Super dann schaue ich doch einfach mal wo in meiner Nähe ein sympathischer, natürlich nicht so nerviger, Typ Lust auf ein Treffen hat.

Diese Auswahl ist Fluch und Segen gleichzeitig. Leider trägt sie, meiner Meinung nach, oft dazu bei, dass wir Menschen nicht mit dem zufrieden sind was wir haben. Wir wollen immer mehr haben oder immer bessere Sachen haben – teilweise wohl auch aus Prestige. Ich habe mir vorgenommen mehr in meiner Umgebung einzukaufen und die netten Leute im Verkauf zu fragen, ob es x oder y irgendwo gibt oder ob sie es mir bestellen können. Dann mache ich mir einen schönen Tee, lese ein Buch und warte auf meine Vorort-Bestellung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert